Alufelgen-Fachbegriffe einfach erklärt:
Von Einpresstiefe bis Nabenbohrung


Die Welt der Alufelgen ist voller Fachbegriffe, die für Laien oft schwer verständlich sind. Wer sich jedoch mit dem Thema Felgenwechsel oder -upgrade beschäftigt, sollte die grundlegenden Parameter kennen und verstehen. Dieser Artikel erläutert die wichtigsten Fachbegriffe rund um Alufelgen in verständlicher Sprache und erklärt deren Bedeutung für die Fahrzeugkompatibilität und Fahrsicherheit.

Inhaltsverzeichnis

  • Die zentralen Felgenparameter im Überblick
    • 1. Felgendurchmesser
    • 2. Felgenbreite
    • 3. Einpresstiefe (ET)
    • 4. Lochkreis (LK)
    • 5. Nabenbohrung (Mittenzentrierung)
    • 6. Tragfähigkeit (Traglast)
    • 7. Offset-Design (Konkav/Konvex)
    • 8. Teilegutachten und ABE
    • 9. Mehrteiligkeit
  • Die Herstellung von Alufelgen – Ein kurzer Exkurs
    • Verschiedene Herstellungsverfahren
    • Geschichtliche Entwicklung
  • Zusammenfassung: Warum die Fachbegriffe wichtig sind

Die zentralen Felgenparameter im Überblick

1. Felgendurchmesser


Der Felgendurchmesser gibt den Innendurchmesser der Felge in Zoll an. Diese Zahl findet man in der Felgenbezeichnung, zum Beispiel bei "18 Zoll Felgen".

Der Felgendurchmesser wird traditionell in Zoll gemessen, obwohl in Europa ansonsten das metrische System verwendet wird. Diese Tradition stammt aus der frühen Automobilgeschichte, als viele Standards aus dem angloamerikanischen Raum übernommen wurden. Der Felgendurchmesser gibt an, welche Reifengröße auf die Felge passt – ein 18-Zoll-Reifen passt nur auf eine 18-Zoll-Felge.

Fahrzeughersteller legen für jedes Modell bestimmte zulässige Felgendurchmesser fest. Eine Abweichung vom Originalmaß ist oft möglich, muss aber durch eine ABE (Allgemeine Betriebserlaubnis) oder ein Teilegutachten abgedeckt sein. Zu große Felgen können zu Problemen mit dem Fahrwerk oder den Bremsen führen.

2. Felgenbreite


Die Felgenbreite beschreibt, wie breit der Teil der Felge ist, auf dem der Reifen sitzt. Sie wird in Zoll gemessen, beispielsweise "8J" für eine 8 Zoll breite Felge. Der Buchstabe "J" steht dabei für die Form des Felgenhorns (die Kante, auf der der Reifen sitzt).

Die Felgenbreite beeinflusst direkt, welche Reifenbreite montiert werden kann. Eine breitere Felge erlaubt die Montage breiterer Reifen, was zu einer größeren Aufstandsfläche und potenziell besserer Traktion führen kann. Die Kennzeichnung mit Buchstaben (J, JJ, etc.) geht auf alte Industriestandards zurück und beschreibt das Profil des Felgenhorns.

Zu breite Felgen können zu Kontakt mit Fahrwerkskomponenten führen oder die Fahreigenschaften negativ beeinflussen. Die zulässige Felgenbreite ist im Fahrzeugschein oder in der ABE/dem Teilegutachten der Felge festgelegt.

3. Einpresstiefe (ET)


Die Einpresstiefe gibt an, wie weit die Felge nach innen oder außen versetzt ist. Sie wird in Millimetern gemessen und kann positive oder negative Werte haben.

Die Einpresstiefe wird von der Mittellinie der Felge bis zur Anlagefläche an der Radnabe gemessen. Je kleiner der ET-Wert, desto weiter steht das Rad nach außen. Eine Einpresstiefe von ET35 bedeutet, dass die Anlagefläche 35 mm von der Mittellinie in Richtung Fahrzeuginneres versetzt ist.

Das Konzept der standardisierten Einpresstiefe wurde in den 1950er Jahren entwickelt, als Fahrzeuge zunehmend unterschiedliche Radaufhängungen erhielten. Zuvor waren die meisten Fahrzeuge mit einfachen Starrachsen ausgestattet, bei denen die Radposition weniger kritisch war.

Die Einpresstiefe ist einer der kritischsten Parameter bei Felgen. Eine falsche ET kann zu:

- Kontakt mit Fahrwerkskomponenten führen
- Die Spurweite verändern und damit das Fahrverhalten beeinflussen
- Erhöhten Belastungen auf die Radlager führen
- Einen unzulässigen Überstand über die Karosserie verursachen

Abweichungen von mehr als 5-7 mm gegenüber der Original-Einpresstiefe sind oft problematisch und müssen durch entsprechende Gutachten abgedeckt sein.

4. Lochkreis (LK)


Der Lochkreis beschreibt den Durchmesser des gedachten Kreises, auf dem die Befestigungslöcher angeordnet sind, sowie die Anzahl dieser Löcher. Eine typische Angabe wäre "5x112 mm", was bedeutet: 5 Löcher auf einem Kreisdurchmesser von 112 mm.

Der Lochkreis (auch als PCD - Pitch Circle Diameter - bezeichnet) ist entscheidend für die passende Befestigung der Felge am Fahrzeug. Die verschiedenen Hersteller haben unterschiedliche Standards etabliert:

- VAG-Konzern (Volkswagen, Audi) zum Beispiel: 5x112 mm
- BMW: oft 5x120 mm
- Mercedes-Benz: traditionell 5x112 mm
- Französische Hersteller: häufig 4x108 mm


Die Anzahl der Befestigungspunkte hat sich im Laufe der Automobilgeschichte verändert. Frühe Fahrzeuge hatten oft nur 3 oder 4 Befestigungspunkte. Mit steigender Motorleistung und höheren Fahrzeuggewichten setzte sich bei höherwertigen Fahrzeugen der 5-Loch-Standard durch, der eine gleichmäßigere Kraftverteilung ermöglicht.

Der Lochkreis muss exakt zum Fahrzeug passen. Eine Abweichung ist nicht möglich, da sonst die Felge nicht montiert werden kann. Es gibt zwar Lochkreisadapter, diese sind jedoch in Deutschland für den Straßenverkehr in der Regel nicht zugelassen.

5. Nabenbohrung (Mittenzentrierung)


Die Nabenbohrung (auch Mittenloch oder Zentrierbohrung genannt) ist das Loch in der Mitte der Felge, mit dem diese auf der Radnabe zentriert wird. Der Durchmesser wird in Millimetern angegeben.
Die korrekte Zentrierung der Felge auf der Nabe ist entscheidend für einen ruhigen Lauf des Rades. Die Nabenbohrung muss mindestens so groß sein wie der Durchmesser der Fahrzeugradnabe. Gebräuchliche Größen sind:

- VAG-Konzern: oft 57,1 mm
- BMW: meist 72,6 mm
- Mercedes-Benz: typischerweise 66,6 mm

Ist die Nabenbohrung größer als die Fahrzeugnabe, werden Zentrierringe aus Metall oder Kunststoff verwendet, um den Unterschied auszugleichen.

Eine zu kleine Nabenbohrung macht die Montage unmöglich. Eine zu große Nabenbohrung erfordert die Verwendung von Zentrierringen, die in Deutschland zulässig sind, sofern sie von hoher Qualität und für den jeweiligen Anwendungsfall geeignet sind.

6. Tragfähigkeit


Die Tragfähigkeit einer Felge gibt an, welches Gewicht sie maximal tragen kann.

Jede Felge wird für eine maximale Belastung konstruiert und getestet. Diese muss mindestens der 50% maximalen Achslast des Fahrzeugs entsprechen. Bei Alufelgen wird die Tragfähigkeit durch das spezifische Design, die Materialzusammensetzung und die Wandstärke beeinflusst.

Die Tragfähigkeit der Felge muss ausreichend für das Fahrzeug sein. Dies wird bei der TÜV-Prüfung kontrolliert und ist in der ABE oder dem Teilegutachten dokumentiert. Originalfelgen von Fahrzeugherstellern sind stets für die entsprechenden Fahrzeugmodelle ausreichend dimensioniert.

7. Offset-Design (Konkav/Konvex)


Das Offset-Design beschreibt, ob die Felge nach innen (konkav) oder nach außen (konvex) gewölbt ist. Besonders konkave Felgen mit tiefer "Schüssel" sind bei Tuning-Enthusiasten beliebt.

Das Design hat neben der Ästhetik auch Auswirkungen auf die Stabilität und das Gewicht der Felge. Stark konkave Designs erfordern oft eine niedrigere Einpresstiefe und können daher nicht bei allen Fahrzeugen verwendet werden.

8. Teilegutachten und ABE


Das Teilegutachten oder die Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) sind Dokumente, die bestätigen, dass eine Felge auf bestimmten Fahrzeugtypen legal verwendet werden darf.

Eine ABE erlaubt die Verwendung der Felge ohne Einzelabnahme, sofern alle im Dokument genannten Auflagen eingehalten werden. Ein Teilegutachten erfordert hingegen eine Eintragung durch eine Prüforganisation wie TÜV oder DEKRA.

9. Mehrteiligkeit


Felgen können aus einem Stück (einteilig) oder aus mehreren Komponenten (mehrteilig) bestehen. Mehrteilige Felgen erlauben individuelle Anpassungen von Größe, Einpresstiefe und Design.

Einteilige Felgen werden meist gegossen oder geschmiedet und sind in der Regel robuster und leichter. Mehrteilige Felgen bestehen typischerweise aus Felgenbett, Felgenstern und manchmal einem Außenring, die miteinander verschraubt werden.

Die Herstellung von Alufelgen – Ein kurzer Exkurs

Verschiedene Herstellungsverfahren


Gegossene Alufelgen werden durch Gießen der Aluminiumlegierung in eine Form hergestellt. Dies ist ein kostengünstiges Verfahren, das komplexe Designs ermöglicht, aber zu schwereren Felgen führt.
Geschmiedete Alufelgen entstehen durch Pressen eines Aluminiumblocks unter hohem Druck. Dies führt zu einer dichteren Materialstruktur, die leichter und stabiler ist – aber auch deutlich teurer.
Flow-Forming ist ein Hybridverfahren, bei dem ein gegossener Felgenrohling durch Walzen unter Hitze und Druck nachbearbeitet wird. Dies kombiniert die Designfreiheit des Gießens mit verbesserter Stabilität.

Geschichtliche Entwicklung


Alufelgen fanden erstmals in den 1960er Jahren breitere Verwendung im Automobilbereich, zunächst im Motorsport. Die erste Serienanwendung einer Alufelge in einem Straßenfahrzeug wird oft dem Porsche 911 aus dem Jahr 1966 zugeschrieben. In den 1970er und 1980er Jahren wurden Alufelgen zunehmend als Premium-Option für Serienfahrzeuge angeboten.

Die ursprünglichen Alufelgen waren einteilige Designs. Mehrteilige Felgen wurden in den 1970er Jahren für den Rennsport entwickelt, da sie Reparaturen bei Beschädigungen erleichterten und Anpassungen der Einpresstiefe ermöglichten.

Zusammenfassung: Warum die Fachbegriffe wichtig sind


Das Verständnis der Fachbegriffe rund um Alufelgen ist nicht nur für Enthusiasten relevant, sondern für jeden Fahrzeughalter, der über einen Felgenwechsel nachdenkt. Die richtigen Parameter zu kennen und zu verstehen:

1. Gewährleistet die Sicherheit durch korrekte Montage und Lastverteilung
2. Ermöglicht die rechtskonforme Auswahl von Felgen für das eigene Fahrzeug
3. Verhindert kostspielige Fehlkäufe von nicht passendem Zubehör
4. Hilft bei der Kommunikation mit Werkstätten und Händlern

Beim Kauf neuer Felgen sollten alle genannten Parameter überprüft werden, um sicherzustellen, dass die Felgen zum Fahrzeug passen und legal verwendet werden können. Im Zweifelsfall ist es ratsam, sich an einen Fachmann zu wenden oder direkt beim Fahrzeughersteller nach den zulässigen Felgenspezifikationen zu fragen.
Die faszinierende Welt der Alufelgen vereint Technik, Design und Fahrdynamik. Mit dem Verständnis der grundlegenden Fachbegriffe steht dem erfolgreichen Felgenwechsel oder -upgrade nichts mehr im Wege.


Navigation: